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Welchen Sinn hat eigentlich die Konfirmation, Herr Reinbold?

Nachricht 11. April 2024

Drei Fragen an den Göttinger Theologen zu den Wurzeln des Rituals

Gehörst du zu Gott oder nicht? Eigentlich ist diese Frage schon mit der Taufe beantwortet. Dennoch lassen sich Jahr für Jahr, zumeist in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten, tausende Jugendliche konfirmieren, um „ja“ zu ihrem Glauben zu sagen. Der Göttinger Theologie-Professor Wolfgang Reinbold erklärt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), woher die evangelische Konfirmation und ihr katholisches Pendant, die Firmung, kommen und welche Funktion sie haben.

In diesen Wochen feiern im ganzen Land wieder tausende Jugendliche ihre Konfirmation. Sie bekennen sich in einem festlichen Gottesdienst zu ihrem Glauben und werden gesegnet. Wie entstand dieses Ritual?

Wolfgang Reinbold: Es entstand aus zwei Impulsen. Zum einen: In den Anfängen des Christentums wurden in der Regel Erwachsene getauft. Später setzte sich die Kindertaufe durch. Damit entstand ein theologisches und praktisches Problem: Kinder können sich noch nicht zum christlichen Glauben bekennen. Sie wissen nichts darüber und können zu ihrer Taufe noch nicht „ja“ sagen. Das holt die Konfirmation nach. Sie „bekräftigt“ - so die Bedeutung des ursprünglich lateinischen Wortes - die Taufe. Nach der Konfirmation sind die Jugendlichen religionsmündig und vollwertige Mitglieder der Gemeinde.

Der zweite Impuls: Die Konfirmation, so wie wir sie heute kennen, wurde zur Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert in den evangelischen Kirchen üblich. Damals wussten viele Christen und Christinnen nicht viel über den Christglauben. Dem half man ab, indem man die Konfirmation mit einem ausführlichen Unterricht in Christentumskunde kombinierte. So entstand der Konfirmationsunterricht, die „Konfer“, wie er oft genannt wird.

In den lutherischen Kirchen lernte man traditionell Martin Luthers „Kleinen Katechismus“ auswendig. In den reformierten Kirchen war der Heidelberger Katechismus die Grundlage. Am Ende stand eine Prüfung, die ziemlich rigoros sein konnte. Auch heute noch gibt es in vielen Kirchengemeinden eine Art Abschlussprüfung. Wirklich durchfallen kann man allerdings kaum. Es geht vor allem darum, dass die Jugendlichen die Basics kennen: das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis, die Zehn Gebote und so weiter.

Katholische Jugendliche feiern in dieser Zeit ihre Firmung. Ist das im Prinzip dasselbe wie die evangelische Konfirmation?

Reinbold: Das Wort „Firmung“ und das zu ihm gehörige Verb „firmen“ bedeuten grundsätzlich dasselbe wie das Wort „Konfirmation“ und das zu ihm gehörige Verb „konfirmieren“. Es geht um die Stärkung, Bekräftigung und Befestigung der Taufe. Dass die Worte zuverlässig den Rückschluss auf die Konfession zulassen, ist ein Ergebnis der sehr besonderen Geschichte des Mit- und Gegeneinanders der beiden „großen Kirchen“ in Deutschland. Man grenzte sich unter anderem dadurch voneinander ab, dass man unterschiedliche Worte für die gleiche Sache gebrauchte. Die Evangelischen sagten „Konfirmation“, die Katholischen „Firmung“.

In der Sache ist der Unterschied zwischen den beiden Ritualen gering, zumal aus der Sicht der Jugendlichen: Sie erhalten Unterricht, bekennen sich zum christlichen Glauben, werden mit Handauflegung gesegnet und als vollwertige Glieder in die Gemeinde beziehungsweise die Kirche aufgenommen. Allerdings gibt es Lehrunterschiede zwischen den beiden Kirchen. Aus Sicht der katholischen Kirche ist die Firmung ein „Sakrament“, das heißt ein Gnadenmittel, und die liturgische Feier wird in der Regel von einem Bischof geleitet. Aus Sicht der evangelischen Kirchen gehört die Konfirmation nicht zu den Sakramenten, und die Feier wird üblicherweise von den Ortspastoren und -pastorinnen geleitet.

Konfirmandinnen und Konfirmanden suchen sich einen Bibelspruch aus, der sie fortan durchs Leben begleiten soll. Wie findet man den Spruch, der wirklich zu einem passt?

Reinbold: Früher bekam man dazu meist kopierte DIN-A4-Seiten mit einer Auswahl der „Greatest Hits“. Die besonders eifrigen Konfis konnten auch die Lutherbibel durchblättern und dort auf die fett gedruckten Worte achten. Heute ist das sehr bequem und digital: Man geht auf eine Internetseite wie konfispruch.de beantwortet zwei oder drei Fragen - und schon erhält man eine Auswahl geeigneter Bibelworte.

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Prof. Dr. Wolfgang Reinbold

Beauftragter für Interreligiösen Dialog
Pastor