Wüste und dürres Gebiet sollen sich freuen! Das öde Land möge jauchzen und blühen mit Narzissen! … Stärkt die schlaffen Hände und kräftigt wankende Knie! Jes 35,1;3
Worte voller Hoffnung in dunklen Zeiten. Die Wüste und die Dürre sollen sich freuen. Sie bleiben nicht wüst und leer, sondern sie bekommen Farbe, leuchtende Narzissen, die strahlend von Gott erzählen. Die, die die Wüste kennen, kennen auch das Wunder, das nach den seltenen Regenfällen wirklich wird. Auf einmal sprießt es aus der Dürre, leuchtet weit und wunderbar. Darauf hoffen, dass wüstes graues Leben sich wandelt, dass die dürren Zeiten der Entbehrung, des Exils, der Verwundung vorbei sind – die erblühende Wüste gibt dieser Hoffnung ein Bild. Die Menschen damals in Juda brauchten es nach der babylonischen Eroberung, nach dem Exil und dem Verlust des Tempels: „So, wie es ist, wird es nicht bleiben. Die Wüste wird blühen!“ Und heute hoffe ich, wenn ich die Bilder der Ukraine sehe, Orte, die jetzt Wüste sind: „So, wie es jetzt ist, darf es nicht bleiben. Die Wüste wird blühen!“ Selten war der Text für den Frauensonntag, der in vielen Gemeinden unserer Landeskirchen in diesen Wochen gefeiert wird, so aktuell wie heute. Die prophetischen Worte leugnen nicht das Entsetzen und den Schrecken – sie haben sich in die Körper eingezeichnet: in die schlaffen Hände und die wankenden Knie, die sich verabschieden müssen, dem Sterben zusehen und die Gewalt nicht ertragen können. All das leugnen sie nicht, aber sie hoffen darauf, dass Gott bei den Menschen ist, ganz nah und sie an die Wüste denken lässt, die auf einmal voller Farben ist. Das zu hoffen, macht die Tränen nicht ungeweint und das Sterben nicht ungeschehen. Vielleicht aber wird es möglich, einander die schlaffen Hände und die wankenden Kniee zu stärken und sich aufzurichten. „So wie jetzt es ist, darf es nicht bleiben.“
Susanne Paul, Text für die EZ 24.4.