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„1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“: Das Festjahr war ein großer Erfolg

Nachricht 12. Januar 2022

Interview mit Dr. Ursula Rudnick, Referentin für Kirche und Judentum im Haus kirchlicher Dienste

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Dr. Ursula Rudnick, Referentin für Kirche und Judentum im Haus kirchlicher Dienste. Bild: Stefan Heinze/HkD

Frau Dr. Rudnick, 2021 war das Festjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Es gab viele Vorträge und Aktionen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Aktionsjahr?

Rudnick: „Das Jahr war ein großer Erfolg. Es gab sehr viele Veranstaltungen und Aktionen, z.B. das Projekt Sukka XXL, das auch in Hannover lief: Alle Interessierten waren während des Laubhüttenfestes eingeladen, in der Laubhütte vorbeizuschauen und sich zu informieren. Der Verein Begegnung - Christen und Juden Niedersachsen hat zum Beispiel trotz Corona die Zahl seiner Veranstaltungen verdoppelt. Der ökumenische Beitrag der Kirchen war die Kampagne #jüdisch-beziehungsweise-christlich: näher als du denkst, die allmonatlich mit einem neuen Plakat niederschwellig das Thema in Gemeinden gebracht hat.“

Jetzt sind wir quasi im 1.700-ersten Jahr. Wie soll es weitergehen? Wie bleibt jüdisches Leben sichtbar?

Rudnick: „Die Kampagne #jüdisch-beziehungsweise-christlich wird fortgesetzt: Es gibt neue Plakate und digitale Dialoge in der Reihe Gelehrte im Gespräch. Es gibt Gemeinden, die neu einsteigen und dann wird aus dieser Kampagne ein europäisches Projekt.

Der Verein Begegnung - Christen und Juden Niedersachsen bietet auch 2022 ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm an, das im Augenblick digital stattfindet: so z.B. die Reihe Essen in den Religionen, die aktuell jeden Mittwoch läuft und auch die Bibeldialoge mit Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg, wie auch Veranstaltungen mit Rabbiner Dr. Gábor Lengyel und Prof. Dr. Klaus Wengst. Die aktuellen Angebote finden sich unter Begegnung-Christen-Juden.de.“

Was braucht es, um Antisemitismus zu bekämpfen, um z.B. das Schimpfwort „Jude“ vom Schulhof zu verbannen?

Rudnick: „Es braucht Fortbildungen für Multiplikator*innen, wie bei antisemitischen Vorfällen zu intervenieren ist und was an Schulen und in Kirchengemeinden zur Antisemitismusprävention zu tun ist. Eine solche Fortbildung bietet z.B. das Religionspädagogische Institut Loccum im Mai und die Akademie in Loccum im kommenden Herbst an. Im vergangenen Jahr hat das Bistum Osnabrück in Kooperation mit der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen das Gütesiegel für Schulen für Antisemitismusintervention und –prävention erstellt.

Darüber hinaus braucht es vielfältige Angebote, um Judentum und jüdische Kultur und Tradition zu vermitteln: lebensnah und praktisch, wie z.B. der Besuch in Sukka; Herz und die Sinne berührend, wie das Musikfestival Mentsh, niederschwellige Angebote, wie die monatlichen Poster der Kampagne beziehungsweise und anspruchsvolle wie die Reihe Gelehrte im Gespräch. Was jede und jeder Einzelne im Alltag gegen Antisemitismus tun kann? Sich informieren, das Umfeld sensibilisieren und bei antisemitischen Vorfällen nicht wegschauen, sondern intervenieren.“

Themenraum/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers