Ja, sie kann. Und sie wird. Denn so wie man nicht nicht kommunizieren kann, so haben sich die Mittel digitaler Kommunikation mittlerweile so etabliert, dass die Kirche sie nicht ignorieren kann. Die Corona-Krise hat den Erkenntnisprozess beschleunigt und eine ganz neue Dynamik ausgelöst. Dabei sind die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation keine Einbahnstraße. Es geht nicht nur um Senden, was uns wichtig ist – sondern auch empfangen: hören, lernen, verstehen. Einerseits in den vielen individuellen Kommunikationsprozessen, anderseits in dem systemischen Transformationspotential, das sich darin zeigt. Denn die digitale Kirche gibt uns schon jetzt Einblicke in eine Kirche der Zukunft.
Sie wird ökumenischer sein, denn sie kennt keine parochialen Grenzen, getrennte kirchliche Strukturen und konfessionelle Engführungen. Die vielen Initiativen in Social Media und andern digitalen Formaten lassen sich konfessionell nicht trennen. Digitale Kirche bündelt Ressourcen und bereichert durch eine Vielfalt kontextueller Theologien.
Digitale Kirche lässt die „uneingelöste Verheißung“ des Priestertums aller Glaubenden aufleuchten. Digitale und virtuelle Räume ermöglichen ein hohes Maß an Partizipation und Wirkungspotential. Unabhängig von Rollen, Funktionen und Ämtern. Christ*innen bringen sich ein mit ihren Charismen und ihre je eigenen Spiritualität, ihren medialen Kompetenzen und innovativen Ideen.
Sie entwickelt eine missionale Haltung. Sie fragt nach ihrer Sendung in den tausend Kontexten im weltweiten Netz. Sie sieht und hört hin: Wie lässt sich Gott in digitalen Kontexten bereits finden? Welche Sehnsucht ist zu spüren? Will sie nicht nur in der eigenen Blase sein und mit denen kommunizieren, die mit ihr verbunden sind, ist die eigene Echokammer gezielt zu verlassen und andere Kammern betreten. Dabei müssen die Qualitäten und Eigenarten der unterschiedlichen Kanäle erkannt und entsprechend gestaltet werden.