Die Bahá'í-Religion ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Gebiet des heutigen Iran und Irak entstanden. Damit ist sie keine der östlichen Religionen im strengen Sinn. Es handelt sich aber um eine eigenständige Religion. Sie gilt trotz ihrer vergleichsweise geringen Mitgliederzahl als jüngste Weltreligion. Nach seriösen Schätzungen hat die Bahá'í-Religion etwas über 5 Millionen Anhänger weltweit. Religionsgeschichtlich nimmt sie ihren Ausgang im Islam schiitischer Prägung. Hinzu kommen Einflüsse aus anderen Religionen des Nahen Ostens wie Zoroastrismus und Christentum.
Zentrale Gestalt der Bahá'í-Religion ist Baha’ullah (1817–1892). Er stammte aus einer einflussreichen persischen Familie und war von Haus aus Schiit. Baha’ullah starb, von seinen Anhängern als Stifter einer neuen Religion und „Manifestation“ Gottes verehrt, in der Nähe von Haifa im heutigen Israel. Dort liegen einige heilige Stätten der Bahá'í. Andere wichtige Stätten der Religion liegen im Iran und sind mittlerweile zerstört oder nicht zugänglich.
Nachfolger in der Führung der durch Baha’ullah ins Leben gerufenen neuen Religionsgemeinschaft waren sein Sohn Abdul Baha (1844–1921) und sein Enkel Shoghi Effendi (1897–1957). Seitdem steht die Bahá'í-Gemeinschaft unter der Führung eines gewählten neunköpfigen „Universalen Hauses der Gerechtigkeit“ mit Sitz in Haifa.
Geprägt vom Gedanken der Einheit
Die Bahá'í-Religion versteht sich als die universale Religion für die Gegenwart. Sie ist geprägt vom Gedanken der dreifachen Einheit: der Einheit Gottes, der Einheit der Religionen und der Einheit der Menschheit. Die Bahá'í-Anhänger fühlen sich in der praktischen Arbeit stark dem Einheitsgedanken verpflichtet und setzen sich weltweit für interreligiöse Verständigung und Gleichberechtigung ein. Auch sind sie stark engagiert in Erziehungs- und Entwicklungsprojekten.
Im Ursprungsland Iran und in den arabischen Ländern sind die Bahai nach wie vor einem starken Druck oder sogar der Verfolgung ausgesetzt. Das ist nicht zu vergleichen mit der Situation in den westlichen Gesellschaften, aber es war ein langer Weg, bis im Jahr 2013 die Anerkennung der Bahá'í-Gemeinde als Körperschaft des öffentlichen Rechts in Hessen erfolgte. Diese Anerkennung bedeutet einen weiteren Schritt in die Normalität für eine Gemeinschaft, die in Deutschland insgesamt zwar nur 5000 bis 6000 Mitglieder umfasst, aber in der Öffentlichkeit erstaunlich präsent ist.