Kirchengemeinden sind es gewöhnt, dass sich die Männer rar machen. Sie bilden zwar mit rund 45% knapp die Hälfte aller Kirchenmitglieder, im Gottesdienst und in Gemeindeveranstaltungen ist ihr Anteil aber weitaus geringer. Auch ehrenamtliche Tätigkeit wird zu 70% von Frauen geleistet.
Dieses Bild ist nicht neu, aber es kann nicht zufrieden stellen. Glauben Männer weniger an Gott? Glauben sie anders? Sind sie religiös unsensibel? Dies ist nicht der Fall. Auch Männer suchen einen Ausgleich für berufliche oder familiäre Belastungen und streben nach innerem Gleichgewicht. Aber in der Kirche haben viele Männer entschieden, dass sie sich nicht beteiligen, geschweige denn engagieren wollen.
Es gibt für Männer und Frauen in der Kirche kein unterschiedliches Evangelium. Der Zuspruch und Anspruch Gottes für ein gelingendes Leben gilt allen in gleicher Weise. Aber es kann Faktoren geben, die den Zugang erschweren oder erleichtern. Es lohnt sich zu fragen: Kommt die Lebens- und Arbeitswelt von Männern zur Sprache? Wie können die vielfach vorhandenen Kompetenzen einfließen? Wo kann man eigene Ansichten äußern und damit etwas bewirken? Wird Anpassung gefordert, oder gibt es Platz zum Anderssein?
Es bedarf neuer Anknüpfungspunkte, um Männern den Zugang zum kirchlichen Leben zu erleichtern. Dies können spezifische Angebotsformen sein, die Männern einen geschützten Raum für Gespräch, Begegnung und spirituelles Erleben öffnen. Zunehmend werden Kirchengemeinden aber auch sensibel für die grundlegende Frage, ob ihre Beteiligungsformen so angelegt sind, dass Männer und Frauen sich davon gleichermaßen angesprochen fühlen.
Die Männerarbeit der Landeskirche berät und unterstützt Kirchengemeinden bei der Entwicklung von Projekten, die Männern entgegen kommen. Gefordert ist ein Gemeindeprofil, das bewusst auf eine gerechte Teilhabe von Frauen und Männern achtet.
Zugleich nimmt die landeskirchliche Männerarbeit auch diejenigen Männer in den Blick, die außerhalb der Ortsgemeinde einen Bezug zur Kirche suchen. Klosterwochen, Pilgerwanderungen und Vater-Kind-Freizeiten sind Gelegenheiten für neue Annäherungen. Solche Erfahrungen bewirken nicht selten ein Interesse auch für die Kirche vor Ort. So nützt die übergemeindliche Männerarbeit direkt den Kirchengemeinden.
Die Männerarbeit pflegt intensiv die Vernetzung unter den haupt- und ehrenamtlich Tätigen. Thematische Impulse und praxisorientiertes Arbeitsmaterial helfen bei der Gestaltung von Gruppenabenden. Ein Gottesdienstdienstentwurf zum Männersonntag im Oktober weckt die Aufmerksamkeit für die Männer in der Gemeinde. Leiter von Männerprojekten können Fortbildungen und Thementage zur Weiterentwicklung ihrer Ideen nutzen.
Es gilt, kirchliches Leben so zu gestalten, dass auch die Männer ihren Glauben innerhalb dieser Kirche entfalten. Viele haben ein Gespür dafür, dass die reine Diesseitigkeit nicht alles erklärt und das Leben aus mehr besteht. Kirche soll Männern Spaß machen, darüber etwas herauszufinden und gemeinsam etwas vom Leben und Glauben zu erfahren.