Ökumenische Gemeinde als Experimentierraum neuer Sozial- und Gemeindeformen
Die Milieus, die in der Vergangenheit kirchliche Ökumenegruppen getragen haben, werden älter, ziehen sich allmählich aus der aktiven Mitarbeit zurück. Was kommt nach? Kann eine neue Generation den ökumenischen Gedanken aufgreifen und weiterführen?
Der von der Synode der EKD 2018 in Auftrag gegebene und im November 2019 erschienene „Atlas neuer Gemeindeformen" lässt interessante Potentiale erkennen. Über neue ekklesiale Aufbrüche und Sozialformen ist zu lesen: „Die Initiativen verstehen sich nach eigener Auskunft zu 91 % als christlich und zu 87 % als ökumenisch. Angesichts des Wandels der ekklesialen Gestalt und der zu erwartenden Entwicklungen in der Kirchenmitgliedschaft (Stichwort: Projektion 2060) wird damit zu rechnen sein, dass künftige ekklesiale Sozialgestalten vermutlich weniger konfessionell und verstärkt christlicher und ökumenischer ausgeprägt sein werden, als dies bisher der Fall ist, worauf letztlich die Gemeinde-/ Sozialformen erste Hinweise geben. […] Die Menschen in den [untersuchten] Gemeinde-/ Sozialformen kommen überwiegend aus modernen und postmodernen Lebenswelten. Die Initiativen überschreiten somit traditionell kirchliche Milieugrenzen.“ (Seite 24f.)
Herausgegeben wurde die Studie von der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi): Erhard Berneburg, Daniel Hörsch (Hg.), Atlas neue Gemeindeformen: Vielfalt von Kirche wird sichtbar, Berlin 2019.
Es zeigt sich, dass der ökumenische Gedanke keineswegs totgeritten ist, sondern er wird künftig viel selbstverständlicher in neue Formen des Kircheseins einfließen.
Wo wir in einer „mixed-ecology“ neue Sozial- und Gemeindeformen zulassen, die die bisherige ortskirchliche Logik überschreiten, sollten wir keine Angst vor einer Konkurrenz zwischen Altem und Neuem haben. Es geht bei neuen Formen nicht um „invasive Arten“, sondern gewünscht ist die Kirche der Zukunft als ein gesunder „Mischwald“ unterschiedlicher Weisen des Kircheseins!