Am Wochenende laden Friedhöfe landauf landab zum Tag des Friedhofs ein – und zum Staunen. Denn viele Begräbnisstätten haben sich zu Orten mit besonderer großer Artenvielfalt und viel kulturellem Angebot entwickelt.
Wenn Pastor Rudolf Blümcke nach Anregungen für eine Predigt sucht, dann geht er gern auf den Friedhof. „Das ist ein inspirierender Ort“, schwärmt der Theologe über die nach ökologischen Kriterien neu gestaltete Begräbnisstätte am Fuße des Wietzer Berges in Müden. „Ständig blüht etwas. Und es brummt und fliegt um einen herum.“ Am Teich könne man sogar mitunter eine Blindschleiche beobachten, sagt der Geistlliche. „Der Ort ist eine Perle in der Südheide geworden.“
So wie Blümcke erleben viele Menschen die Schönheit des Friedhofs der St.-Laurentius-Kirchengemeinde Faßberg-Müden; sie haben sogar selbst durch Ideen und Einsatzbereitschaft zur Aufwertung beigetragen. Heute gilt der Friedhof wegen seiner naturnahen Gestaltung und großen Artenvielfalt als einer der schönsten in Niedersachsen. Viele Einheimische und Touristen wollen sich hier bestatten lassen. „Es kommen viele Kirchengemeinden her und schauen sich an, wie sie ihren eigenen Friedhof aufhübschen können“, sagt Blümcke.
An vielen Orten vollzieht sich Wandel in der Friedhofskultur. Am kommenden Wochenende lädt der Bund deutscher Friedhofsgärtner dazu ein, die neuesten Entwicklungen zu entdecken. Friedhöfe seien besondere Orte, an denen man nicht nur trauern und Trost finden könne, sondern auch Ruhe und Raum zum Entspannen, heißt es in der Einladung. „Friedhöfe lassen Menschen Hoffnung schöpfen und neuen Mut gewinnen.“
Die Kirchengemeinden tragen ihren Teil bei. Lange hätten die 900 niedersächsischen Friedhöfe in kirchlicher Trägerschaft ein Schattendasein geführt, sagt Reinhard Benhöfer. Der Tag der Friedhöfe sei eine einmalige Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass sich das Bewusstsein ändere und Friedhöfe zunehmend als Verkündigungsorte genutzt werden. „Friedhöfe haben eine Botschaft. Dass der Herr auferstanden ist“, betont der Umweltreferent im Haus kirchlicher Dienste und im Landeskirchenamt in Hannover.
Was es heißt, Hoffnung zu haben, müsse vor allem die Gestaltung des Friedhofs widerspiegeln. Sie müsse einladen. Für den Umweltreferenten beginnt dieses Umdenken bereits an der Friedhofspforte. Dort sollte nicht als erstes ein Schild stehen, dass Hunde und Radfahren verbietet. Auch Betonwege und Drahtzäune sollten der Vergangenheit angehören, fordert Benhöfer. Stattdessen sollten „schöne“ Pflanzen, Hecken und Bäume den Charakter des Friedhofs prägen.