K U N D G E B U N G
der 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland auf ihrer 6. Tagung Kirche auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens
Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach! (Ps 34,15)
Als Christinnen und Christen, die sich im Gottesdienst und im Gebet in den Frieden Gottesstellen, haben wir Anteil an der Friedensbewegung Gottes in diese Welt hinein. Sie bildet den Ausgangspunkt und den Kern der Friedenstheologie und -ethik, die wir als christliche Kirchenin das Ringen um den Frieden in der Welt einbringen. Der Friede Gottes ist umfassend; unsere Umsetzungen sind partikular. Gottes Frieden umfasstein Leben in Würde, den Schutz vor Gewalt, die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen, den Abbau von Ungerechtigkeit und Not, die Stärkung von Recht, Freiheit und kultureller Vielfalt. Die grundlegende Differenz zwischen dem, was wir für den Frieden tun, und dem Frieden Gottes führt uns von der Klage in das Lob Gottes. Diese Differenz wehrt jeder Sakralisierung politischer Positionen, auch unserer eigenen. Sie begrenzt unsere menschlichen Auseinandersetzungen heilsam. Sie fördert nüchterne Unterscheidungen und ermöglicht Selbstkritik und Gelassenheit. Der Friede Gottes überwindet Grenzen, Mächte und Gewalten. Gott steht den Opfern bei. Dasgeschieht aber nicht durch eine Steigerung der Gewalt, sondern durch Überwindung der Logikder Gewalt: indem Gott Mensch wird und sich in Christus selbst verwundbar macht. Der neue Himmel und die neue Erde, in der sich Gerechtigkeit und Friede küssen, liegen uns noch voraus. Aber wir gestalten schon im Hier und Jetzt mit Hoffnung und Ausdauer, mit Klarheit und Mut eine Friedensordnung. Christus ist unser Friede (Eph 2,14). Christus richtet uns durch seine Gerechtigkeit auf und nimmt uns mit auf seinen Weg. Wir sind gerufen, uns aufrecht und mündig mit unseren Kompetenzen und Ressourcen, auch mit unseren Schwächen, an Christi gewaltfreiem Friedenshandeln auszurichten und Verantwortung für einen gerechten Frieden zu übernehmen.