Wie der Krieg in der Ukraine die Arbeit der Friedensorte verändert
Das Thema Krieg gehört für die acht Friedensorte in Niedersachsen zum Alltag. Sie erinnern an vielfaches Leid, lehren unter anderem friedliche Konfliktbewältigung und wollen dadurch zu einem gerechten Frieden in der Welt beitragen. Welche Folgen hat der Krieg in der Ukraine für ihre Arbeit?
Hannelore Köhler traf der Ausbruch des Krieges in der Ukraine genauso unerwartet wie viele andere Menschen in Deutschland. „Ich war geschockt“, sagt die 69-Jährige. Doch nicht nur das Schicksal der Menschen in der Ukraine machte sie betroffen. „Ich habe mich auch gefragt, was der Krieg für unsere Arbeit in Sievershausen bedeutet.“ Köhler ist Vorsitzende eines Vereins, der die Friedensarbeit im Antikriegshaus Sievershausen unterstützt, einem von acht Friedensorten in Niedersachsen. Hier lernen Menschen unter anderem Konfliktbearbeitung und Gewaltprävention, hier nimmt die Idee Gestalt an, dass Frieden ohne Waffen möglich ist. Sollte diese Arbeit überholt sein?
„Wir haben keine Lösung, wie der Krieg beendet werden kann“, sagt Andreas Ehresmann, der die Gedenkstätte Lager Sandbostel leitet, ein ehemaliges Kriegsgefangenenlager und ein weiterer Friedensort. „Wir können unsere Friedensarbeit aber im Kleinen leisten“, sagt der 57-Jährige unverdrossen. Dieses Engagement sei durch den Krieg nicht infrage gestellt. Es gehe um die Stärkung der Haltung, Konflikte anders als durch Gewalt zu lösen. „Miteinander zu reden, ist besser als jede militärische Auseinandersetzung.“
Die Angebote der Gedenkstätte seien seit Kriegsbeginn indes unverändert, betont Ehresmann. In Gemeinden und Schulen gebe es friedenspädagogische Projekte, in denen sich Viertklässler mit Kriegen und dem Schicksal von Kriegsgefangenen beschäftigen, sowie Projekttage und Rundgänge in der Gedenkstätte. Gleichzeitig sei das Interesse an der Arbeit gestiegen, betont Ehresmann. „Wir haben viele Anfragen von Schulen und Konfigruppen.“