Ganz in pink gehalten war das Zelt aus dem Sprengel Lüneburg. Besonders die Candybar mit Zuckerwatte und anderen Süßigkeiten war heiß begehrt. Nebenan auf der Bühne wurde gesungen und diskutiert. Eine Talkrunde widmete sich der Frage nach der Zukunft der Kirche. Zu Gast waren der Bundestagsabgeordnete Helge Limburg (Grüne), der neue Präsident des Landeskirchenamts in Hannover, Jens Lehmann, und Landesjugendpastorin Miriam Heuermann. Auch Marten Siegmund diskutierte auf dem Podium mit. Für ihn ist klar: „Die Kirche muss lernen, dass Jugendarbeit nicht ein Arbeitsbereich unter vielen, sondern einer der wichtigsten ist.“ Veranstaltungen wie das Landesjugendcamp vermittelten ein positives Bild von Kirche. Wie wollen Jüngere ihren Glauben leben? In dieser Frage müsse die Kirche sich wandeln, ohne die klassischen Formen aufzugeben.
Während Teilnehmende draußen Party machten und tanzten, konzentrierten sich andere im Zelt des Sprengels Stade auf ein stilleres Thema: „Lass uns über den Tod sprechen!“ lautete das Motto – und das taten auf der Bühne eine Auszubildende zur Bestattungsfachkraft, Mitarbeitende im Krankenhaus und in der Seelsorge sowie Trauernde. Jede und jeder hatte einen eigenen Zugang zum Thema. So erzählte die angehende Bestatterin, dass es in ihrem Job nicht nur um Verwaltung gehe, sondern sie auch den Trauerprozess der Menschen begleite. Die Jugendlichen im Publikum hatten sehr konkrete Fragen, berichtete Merle Kanowski, eine Ehrenamtliche aus Verden. Beispielsweise sei es um den Sinn des Kaffeetrinkens nach der Beerdigung gegangen. „Andere haben sich Gedanken über die Musik bei ihrer eigenen Trauerfeier gemacht – einer wünscht sich einen Song des Rappers Alligatoah.“
Manche nutzten die Gelegenheit, in einem Sarg Probe zu liegen. Eine makabre Idee? Viele hatten Respekt davor, sagte Söhnke Helms, Stadtjugendreferent im Kirchenkreis Bremerhaven. „Aber hinterher sagten sie, es sei eine wertvolle Erfahrung gewesen.“ Den ursprünglich weißen Sarg hatten hunderte Jugendliche auf dem Camp bunt gestaltet. Er soll einer Familie gespendet werden, die die Bestattungskosten nicht aufbringen kann.
Das „Global Village“ und die Camp-Seelsorge teilten sich ein Zelt. Das „Global Village“ war Anlaufpunkt einer internationalen Jugendbegegnung, die ihren Auftakt beim Evangelischen Missionswerk in Hermannsburg hatte. Nun mischten sich neun junge Gäste aus Südafrika, Brasilien, Honduras und Lettland unter das Camp-Geschehen.
Wem der Trubel zu viel wurde, der konnte sich in die Sitzsäcke der Camp-Seelsorge fallen lassen. Studierende der Theologie und der Religionspädagogik sowie Ehrenamtliche des Projekts Peer-to-Peer-Seelsorge waren aber nicht nur im Zelt ansprechbar, sondern gingen auch über das Gelände und hielten Augen und Ohren offen, ob es allen gut ging. Wenn alle schliefen, sorgte der Camp-Nachtdienst in zwei Schichten für Sicherheit auf dem Gelände.
Viele weitere Programmpunkte wie Bibelarbeiten, das Brettspielcafé oder eine Silent Disco, bei der alle Feiernden Kopfhörer trugen, gingen gut zusammen. An einem Stand informierte ein Team über den Kirchentag, der 2025 in Hannover stattfindet. Nebenan informierten Mitarbeitende der Landeskirche über das Theologiestudium. Großer Beliebtheit erfreute sich zudem ein aufwändiger Kletterpark, der sogar bei Dunkelheit genutzt werden konnte. Auch in Sachen Ökologie setzte das Camp Maßstäbe. So gab es auf dem Gelände Solarduschen und chemiefreie Biotoiletten. Achtlos weggeworfener Müll auf der Campwiese? Nirgendwo zu sehen.