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Grafik: HkD

Orte, Symbole, Bilder, Ikonographie des Kriegstotengedenkens

Es ist an dieser Stelle nicht möglich, umfassende Informationen zu geben, da jeder Gedenkort anders gestaltet ist. Konkret weiter helfen können manchmal die Stadtheimatpfleger, die evtl. spezielle Veröffentlichungen kennen.

Für Hildesheim möchte ich auf das hervorragende Buch von Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, 2006, verweisen, für Hannover auf Gerhard Schneider, „… nicht umsonst gefallen“?, 1991 und für Haste und Osnabrück auf Gerhard Armanski „... und wenn wir sterben müssen“ Die politische Ästhetik von Kriegsdenkmälern, 1988 (VSA-Verlag ISBN-13: 9783879754618). Alle Bücher bieten über die Bearbeitung der konkreten Gedenkorte hinaus, sehr gute grundsätzliche Informationen. Besonders das Buch von Hartmut Häger erklärt (in Kap. 4: Formen und Orte des Kriegstotengedenken und in Kap.5: Zeichen und Zeiten des Kriegstotengedenken) prägnant die Bedeutung der Orte und Zeichen. Die Bücher sind noch über die jeweiligen Stadtarchive erhältlich oder das zweite direkt bei Hartmut Häger zum Preis von 10 Euro statt 29 Euro! (hhaeger@t-online.de)
 
Hier nur kurz einige  allgemeine Bemerkungen zu den Formen und  Orten und einige typische Zeichen und Symbole.
 
 
Formen
 
  • Denkmal (Monument): Denkmäler streben immer eine dauerhafte und nachhaltige Wirkung an. Es beeinflusst durch seine Art, die Größe, den Standort, die Ausstattung, das Verhältnis, das der angesprochene Mensch eingehen soll. Es ist sehr bewusst danach gestaltet, ob es den Betrachter klein, dankbar, untertänig…stimmen soll. Die meisten Denkmäler nach dem 1. Weltkrieg sollen das heroische des Krieges und der Krieger herausstellen.
  • Gedenkbücher: In einem Buch verzeichnet man, was nicht vergessen werden soll. Da es meistens tagesaktuell aufgeschlagen wird, dient es besonders der persönlichen Trauer. Es lenkt den Blick auf den Einzelnen. „ Es ist eigentlich eine gänzlich unmilitärische Präsentation der Kriegstoten“ (Häger S. 101).
  • Gedenktafeln: Die Funktion ist der eines Kriegerdenkmals ähnlich. Am 5.Mai 1813 schrieb Friedrich-Wilhelm III. von Preußen vor, in jeder Kirche eine Gedenktafel zu Ehren für König und Vaterland „gefallenen“ aufzuhängen. Diese Anordnung wurde verbunden mit der Stiftung des „Eisernen Kreuzes“, das sich oft/ meistens auf den Tafeln wiederfand. Allgemeiner Brauch wurden die Tafeln erst nach 1918. Sie finden sich in der Form und im Duktus der Zeit am häufigsten in unseren Kirchen. Ihre Funktion war, dem Tod nachträglich einen Sinn zu geben und meistens eine Überhöhung des Soldatentodes (Heldentod). Oft verbunden mit deutenden biblischen Worte, die leider manchmal eine Nähe zum Tod Jesu herstellten.
  • Pflegegräber und Ehrenfriedhöfe: Mit der Aufwertung des Soldatentums im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhunderts wurden die verstorbenen Soldaten den „Ehrenbürgern“ gleichgestellt und erhielten ein bleibendes Ruherecht und eine Pflege durch die öffentliche Hand. Mit zunehmenden Kriegstoten ging es weniger um den Einzelnen, als um die Erinnerung an das Kriegserlebnis. Die Kriegsjahre sollten dauerhaft im Gedächtnis bleiben. Im Bewusstsein der Organisatoren und der Angehörigen galt der Ehrenfriedhof stets als eine dem Militär besonders angemessene Bestattungsform. Der Einzelne wird Teil der Formation, die Kreuze stehen aufgereiht wie die Soldaten beim Appell. Die Gesamtheit der Kriegstoten ist den zivilen Toten entrückt. Die Distanz erzeugt eine Aura des Erhabenen (so Häger S. 117). Andere Opfergruppen wurden demgegenüber oft auf den Friedhöfen versteckt. Hier liegt häufig noch eine wichtige aktuelle Aufgabe der Aufarbeitung!

 

Orte (Für uns hier nur wichtig die Kirchen)
 
  • Kirchen: waren lange als Räume der Kriegerehrung umstritten. Zum einen aus pazifistischen Gesichtspunkten, zum anderen, weil die christliche Lehre als zu weich, zu sanftmütig gesehen wurde. Nach dem 2. Weltkrieg war es auch in der Landeskirche Hannover strittig, ob es Denkmale in der Kirche geben soll (gut recherchiert bei Schneider,  S. 268ff), diese wurden aber letztlich genehmigt. Es sollte jedoch kein Versuch gemacht werden, dem Tod im Krieg einen Sinn zu verleihen. Stattdessen wurde sehr vage ausgedrückt, es geht um „ Durchbildung (des Denkmals) im Sinne christlicher Erlebnisgestaltung“ und eine Orientierung am „religiösen Leitgedanken“ (Schneider S.270). Auch wenn dies sehr unklar bleibt, kann es hilfreich sein, vor diesem Hintergrund sich einmal besonders die Gedenkorte des 1. Weltkrieges anzusehen, welche christlichen oder religiösen Leitgedanken wir dort finden. Häufig entsprechen diese in der Gestaltung und der Aussage nicht mehr unserem heutigen friedenstheologischen Denken, sondern dienen weiter der Kriegsverherrlichung. Die christliche Kriegeranlage in Haste kann hier als eklatantes Beispiel angeführt werden (vgl. Armanski S. 132ff).

 

Zeichen (hier nur in kleiner Auswahl. Sehr gut und prägnant bei Häger, S. 131ff)
 
  • Eichen: Etymologisch ist die Eiche verbunden mit “ treu“, „trauen“, „Festigkeit“. Erinnert seit 1813 an den deutschen „Volksstamm“. Die Eichel steht auch für eine ausgeprägte männliche Sexualsymbolik.
  • Lorbeer: galt als Siegessymbol, im Christentum als Symbol des ewigen Lebens. Der Lorbeerkranz wurde ferner von Viktoria dem siegreichen Helden überreicht. Da Lorbeer im 1. Weltkrieg als aus „Welschen Feindesland“ galt, wurden ihm Eichen- und Tannenkränze vorgezogen. (Häger S. 133)
  • Akanthusblätter (dt. Bärenklau): steht für Leben und Unsterblichkeit.
  • Adler: Stolz und Macht

 

Symbole : (Für uns zentral das Kreuz)
 
  • Das christliche Kreuz : Erlösungs- und Hoffnungszeichen und zugleich Passions-, also Leidens- und Todeszeichen.
  • Das Eiserne Kreuz: geht auf das Kreuz des Deutschen Ordens zurück und symbolisiert ritterliche Tradition, die Einheit von Staat und Kirche und das Bekenntnis zum Christentum. Der Entwurf geht auf Friedrich-Wilhelm III. zurück. Es wurde „der Orden“ aller folgenden deutschen Kriege und 1956 als Erkennungszeichen der Bundeswehr wieder eingeführt. Das Eiserne Kreuz kennzeichnet die soldatische Gemeinschaft und ist anders als das christliche Kreuz national und militärisch. Beiden Kreuzen wird Verehrung zuteil! „ In der geschichtlichen Wirklichkeit ordnete sich das christliche Kreuz dem militärischen regelmäßig unter, nur selten stellte es sich ihm entgegen“ (Häger S. 140). Sollte dies wirklich heute noch unsere Kirchen „schmücken“?
  • Helm und Gewehr: stehen für das technische Erscheinungsbild des „modernen“ Krieges Der Stahlhelm entwickelte eine starke Symbolkraft für die Faszination moderner Kriegstechnik und zugleich für die Erinnerung an mittelalterliche Ritterrüstungen. So wurde er u.a. zum Zeichen des „ Bund der Frontsoldaten“.
  • Schwert: Hier nicht als Richtschwert zu verstehen, sondern „ gleichsam als die archaische Form des Karabiners“ (Schneider S.201). Als klassisches Zitat verweist es auf den Heroismus der Antike und damit auf die „edle Gesinnung... der Kämpfenden“. (Häger S. 142)