Kinderbuch statt Bibeltext, Bücherei statt Kirche – Landesbischof Ralf Meister hat beim bundesweiten Vorlesetag mitgemacht und Schülerinnen und Schülern aus der Comeniusschule in Hannover einen „märchenhaften“ Vormittag beschert.
Der Vorlesetag ist seit 2004 Deutschlands größtes Vorlesefest und vermittelt Kindern und Erwachsenen auf gemeinsame Initiative von der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ und Deutsche Bahn Stiftung alljährlich am dritten Freitag im November die Bedeutung des Vorlesens. Rund 600 000 kleine und große Menschen haben gestern beim Aktionstag mitgemacht, darunter viele Prominente wie die Moderatorin Maybrit Illner, Sportler Jens Lehmann oder Autor Paul Maar.
Landesbischof Meister ist als Vorsitzender des Evangelischen Literatur-Portals, dem Dachverband der evangelischen öffentlichen Büchereien, in Sachen Vorlesetag ein alter Hase. Kaum haben es sich die 47 Erst- und Viertklässler auf der Kissenlandschaft in der Kinder- und Jugendbücherei der evangelischen Lukaskirche gemütlich gemacht, kommen erste Fragen, die den kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer auf der Seele brennen. „Was macht eigentlich ein Bischof?“ und „Darf ein Bischof überhaupt heiraten?“ Also erzählt Ralf Meister zunächst ein bisschen über sein Tun, dass er schon sehr, sehr lange verheiratet ist und längst nicht so gut vorlesen könnte, wenn er nicht selbst drei Kinder hätte. Die seien aber mittlerweile erwachsen. Zwei Enkelinnen lauschen der warmen, lebendigen Stimme des Großvaters dafür von Zeit zu Zeit. Demnächst bestimmt auch den Worten aus „Rotkäppchen rettet den Wolf – ein Nicht-Märchen“.
Für die Lektüreempfehlung seitens Nicole Schwarzer, Referentin für Bücherei- und Medienarbeit vom Haus Kirchlicher Dienste, konnte sich der Landesbischof schon vor Beginn der Lesestunde begeistern.
„Ich habe schon ein bisschen geübt und der Titel gefällt mir, nur fällt mir Rotkäppchen laufend ins Wort“, erzählt Ralf Meister lachend. Und dann geht’s auch schon los. Aber können Kinder in der Grundschule, die mit Conni, Sams und Harry Potter aufwachsen, denn mit dem Klassiker überhaupt noch etwas anfangen?
Ob Märchen oder Nicht-Märchen – die Originalfassung vom Rotkäppchen, so der Landesbischof, müssen Kinder nicht unbedingt kennen, um der Geschichte folgen zu können.