Die letzte Station der Wanderausstellung „…noch bist du da“ mit Bildern des Malers Uwe Appold schließt am Sonntag, 20. November, in der Walsroder St. Johannes-der-Täufer Stadtkirche ihre Tore. 20 großformatige Bilder, die Appold zu ebenso vielen Gedichten über die Themen Leben und Tod gemalt hat, sind aktuell noch zu sehen. Die Schau in Walsrode ist die siebte Station der Ausstellung, die seit Herbst vergangenen Jahres in allen sechs Sprengeln der Landeskirche Hannovers zu sehen war und von der Hanns-Lilje-Stiftung, der Klosterkammer Hannover und dem Versicherer im Raum der Kirchen (vrk) gefördert wurde.
Rund 30.000 Besucherinnen und Besucher hätten die Werke des norddeutschen Künstlers in Hannover, Leer/Ostfriesland, Buxtehude, Celle, Osnabrück und Hildesheim besucht, berichtet die Initiatorin der Ausstellung, Dr. Katharina Rogge-Balke vom Haus kirchlicher Dienste. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit insgesamt 40 Veranstaltungen begleitete die Ausstellung. „Begegnungsräume“ boten die Möglichkeit, Gespräche über Verlangsamung im Alter, Sterben und Abschied zu führen. In Themengottesdiensten, Workshops, Kunst- und Literaturdiskursen, aber auch in Konzerten oder Lesungen luden die Kirchengemeinden vor Ort dazu ein, sich eigenen Träumen, Wünschen, aber auch Befürchtungen und Ängsten anzunähern. „Es gab viele berührende Begegnungen“, blickt die Referentin für Erbschaftskommunikation zurück. „Den Zuschriften und Gesprächen nach zu urteilen, gelang es den vielen ehrenamtlichen und hauptberuflichen Veranstalterinnen und Organisatoren, die Kraft des Glaubens zu vermitteln und die Kompetenz unserer Kirche zu zeigen, Menschen bei den Themen Tod und Trauer einfühlsam zu begegnen.“
Das Besondere bei der Ausstellung „…noch bist du da“ ist die Kombination von Bildern und Gedichten. Der Maler Appold vertraut neben der Sprache seiner Bilder auch auf die Kraft der Lyrik. Jedes seiner Bilder korrespondiert mit einem Gedicht zum Thema Leben und Tod, das zusammen mit dem Gemälde ausgestellt wird. Fündig wurde der Flensburger Maler beispielsweise bei Walther von der Vogelweide, Erich Fried oder Rose Ausländer, deren Gedicht auch den Ausstellungstitel lieferte. „Gedichte sind wie Kraftwerke für mich, sie geben eine starke Energie ab“, sagt der 80-jährige Appold, der den Bildzyklus aufgrund seiner persönlichen Beschäftigung mit dem Thema Tod geschaffen hat.
„Die Wanderausstellung ‚…noch bist du da‘ ist ein gelungenes Beispiel für die Weiterführung und Vertiefung von Diskursen über Leben und Sterben, über Ängste und Hoffnungen und über Würde und Angenommensein, die wir als Gesellschaft und Kirche initiieren und führen müssen“, zieht Schirmherrin Dr. Stephanie Springer, Präsidentin des Landeskirchenamtes Hannover, Bilanz. „Heutzutage beschäftigen wir uns oft nur abstrakt mit dem Tod. Für unsere Gesellschaft und auch für uns als Kirche ist es eine wichtige Aufgabe, Sterben und Tod zu enttabuisieren. Gemeinsam müssen wir das Eingebundensein der älter werdenden Menschen in eine soziale Gemeinschaft ermöglichen und sicherstellen, dass Menschen auch am Ende ihres Lebens ihre Würde nicht verlieren.“
Für Rogge-Balke liegt der Erfolg der Ausstellung darin, dass sie ein Forum für ebendiese Themen geboten hat. „Wir als Gesellschaft sprechen zu wenig miteinander über den Tod“, sagt die Ausstellungs-Initiatorin. „Wir leben länger, werden älter und haben gleichzeitig verlernt, den Blick auf Sterben und Tod zu richten, auch wenn wir alle einmal werden gehen müssen. Als Christen und Christinnen wollen wir aber die Chance wahrnehmen, Menschen zu begleiten und einander barmherzig beizustehen.“
Walsrode ist der letzte und gleichzeitig ein zusätzlich geschaffener Standort der Ausstellung. Der Kirchenkreis und das Kloster in Walsrode gewannen erneut die Hanns-Lilje-Stiftung und zusätzlich die Kreissparkasse Walsrode und den Rotary-Club Walsrode als Förderer. Auch in Walsrode gibt es ein Rahmenprogramm mit „Begegnungsräumen“. So gingen in Uwe Appolds Mal-Workshop Schülerinnen und Schüler der Pflegeschule aus dem Heidekreis-Klinikum dem Thema „Alter“ auf den Grund.
Zum Thema „Assistierter Suizid“, für den nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 eine neue Regelung geschaffen werden muss, findet am 17. November eine Podiumsdiskussion statt. Die Teilnehmenden sind Landesbischof Ralf Meister und Dr. Dorothee Arnold-Krüger vom Zentrum für Gesundheitsethik in Hannover.