Foto: HkD

Obst und Gemüse vom Friedhof

Nachricht 23. Mai 2023
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Erdbeerpflanzen an einem Grabstein. Foto: Mona Gharib/HkD

Obst und Gemüse auf Gräbern anbauen? Für Manchen ist das eine merkwürdige Vorstellung - aus Biodiversitätssicht ergibt es aber durchaus Sinn. Fakt ist: Die Zahl der Erdbestattungen sinkt und vielerorts werden freie Flächen auf Friedhöfen umgewidmet. In Eystrup hat die Kirche beispielsweise Holzskulpturen einer Künstlerin installiert, der trostlose Raum des Mausoleums wurde zu einer Kulisse für Lesungen und Musikveranstaltungen umgewandelt. In Mannheim hat der Bund deutscher Friedhofsgärtner im Zentralverband Gartenbau e.V. das erste Projekt „NaturRuh“ aus der Taufe gehoben, weitere sollen in ganz Deutschland folgen. Das Ziel: durch NaturRuh-Areale die ökologisch wertvolle Bedeutung von Friedhöfen zu verstärken. Eine Eidechsenburg, die Tieren Unterschlupf bietet, farbenfrohe und insektenfreundliche Stauden mit jahreszeitlicher Blühabfolge, Futterstellen, Nistkästen und Insektenhotels sollen die Begräbnisstätten zu biologisch vielfältigen Orten machen, die eine Atmosphäre von Ursprünglichkeit und Natürlichkeit ausstrahlen. „Im Klimawandel muss man einfach mal anders denken“, sagt Birgit Ehlers-Ascherfeld. Die Vorsitzende des Bundes deutscher Friedhofgärtner zeigt sich offen für eine Bepflanzung, die einerseits Vögeln das ganze Jahr über Nahrung bietet, gleichzeitig aber auch von Friedhofsbesuchern vernascht werden dürfen. „Felsenbirne und Kornelkirsche zählen dazu, ebenso Obstgehölze, die nicht allzu groß werden“, rät sie. Auch auf dem Stöckener Friedhof in Hannover wurden schon Obstbäume gepflanzt, ganz im Zeichen der berühmten Ballade „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“. Sie ist im Jahr 1889 erschienen und berichtet von der Freude, die ein Birnbaum auf dem Grab spendet.  

Gärtnern auf dem Gottesacker klingt also grotesker, als es wirklich ist, denn aus theologischer Sicht spricht nichts gegen Obst und Gemüse als Grabbepflanzung. Darüber hinaus seien Gräber nicht nur Orte der Trauer, sondern auch der Erinnerung. Und nicht selten lassen sich auf Gräbern besondere Leidenschaften der Verstorbenen ablesen, etwa Tierfiguren oder Bilder. Warum also nicht Tomaten- und Erdbeerpflanzen statt Eis-Begonien und Stiefmütterchen, ein Apfelbäumchen statt Buchs auf Großmutters Grab pflanzen?

Sind gesundheitliche Bedenken berechtigt?

„Ich finde, Gemüse- und Obstanbau auf Gräbern gut, denn dadurch entwickelt sich mehr Leben auf dem Friedhof und vielleicht hilft es dem einen oder anderen Angehörigen sogar, in der Trauerzeit ein wenig Freude zu verspüren“, sagt Mona Gharib, Umweltreferentin im Haus kirchlicher Dienste. Sie könne sich auch vorstellen, Pflanzen zu setzen, von denen sowohl Menschen als auch Tiere profitieren – etwa die Apfelbeere oder Haselnuss. „Bis sich die biologische Vielfalt auf dem Friedhof durchsetzt, braucht es Zeit und auch der kulturelle Wandel ist für manche nur schwer nachvollziehbar“.

Gesundheitliche Bedenken von Friedhofsbesuchern, denen vielleicht ein Schauer überkommt, wenn sie daran denken, Beeren und Äpfel zu essen, die auf einem Grab gewachsen sind, kann Christian Rohr zerstreuen: „Die Särge liegen mindestens 1,80 Meter tief, deshalb ist die Sorge um Schadstoffe, die bei der Zersetzung menschlicher Überreste entstehen, unbegründet“, sagt der Geschäftsführer vom Bund deutscher Friedhofsgärtner.  

Grundsätzlich gelte aber, bei der Friedhofsverwaltung grünes Licht einzuholen, denn allein die jeweils gültige Satzung gebe vor, was erlaubt ist und was nicht.

Themenraum / Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers

Ansprechpartnerinnen

Gabi Gust

Referentin für Umwelt- und Klimaschutz

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Mona Gharib

Projekt „BICK“ - BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden

Referentin für Umwelt und Klimaschutz