Der Theologe Wolfgang Reinbold begründet die verbreitete Unkenntnis über Pfingsten mit dem abstrakten Charakter des Kirchenfestes. „Es geht um den Geist, genauer gesagt: um den 'Heiligen Geist'. Geist kann man nicht sehen und nicht abbilden“, betonte der Professor für Neues Testament an der Georg-August-Universität Göttingen im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zwar habe sich für Pfingsten kirchengeschichtlich das Bild der Taube etabliert, um ein sichtbares Bild des Heiligen Geistes zu erzeigen - doch die habe „heutzutage nun wirklich kein gutes Image mehr“.
Zudem habe Pfingsten in der Geschichte der Kirchen nie eine vergleichbare Rolle gespielt wie Ostern und Weihnachten. „In den ersten Jahrhunderten hat man es zunächst gar nicht als eigenständiges Fest gefeiert. Und eine volkstümliche Version - Stichwort Weihnachtsmann oder Osterhase - gibt es auch nicht“, erläuterte Reinbold.
In Pfingsten verdichte sich eine der Grunderfahrungen der ersten Christen. Die Bibel erzähle, dass die Schüler Jesu plötzlich Sprachen sprechen, die sie eigentlich gar nicht können, nachdem der Geist Gottes mit „einem Brausen“ über sie gekommen sei. „Er fügte Menschen aus allen Nationen zu einer Gemeinschaft zusammen“, erklärte Reinbold. Entsprechend erinnere das Pfingstfest an die Ursprünge der christlichen Kirche, „an den Tag, an dem die große und bunte Gemeinschaft der Christinnen und Christen ihren Anfang nahm“.
Heute nehme Pfingsten zunehmend Bezug auf die Ökumene, die weltweite Gemeinschaft der Kirchen. „Pfingsten ist das Fest der Einheit der Christinnen und Christen - über alle von Menschen gemachten Trennungen hinweg“, betonte der Theologieprofessor.
Zur Herkunft des Begriffs „Pfingsten“ sagte Reinbold, er habe sich durch Lautverschiebungen aus dem griechischen Wort „Pentekosté“ entwickelt. Dieser Begriff bedeute ursprünglich nichts anderes als die Zahl 50. „Pfingsten ist also das '50-Tage-Fest', das Fest, das 50 Tage nach Ostern gefeiert wird“, sagte Reinbold.
Evangelischer Pressedienst (epd), Landesdienst Niedersachsen-Bremen