Wir sind am Start!

Gemeinsam statt einsam. Zusammen sind wir stark. Freundinnen im Aufbruch. Flausen im Kopf. Lust auf Leben. Frauenpower 80 plus. Neues wagen. Party und Polonaise. Reise nach Jerusalem. Das Leben ist schön! Auf zu neuen Ufern! Gemeinschaft ist wichtig für Lebenszufriedenheit im Alter. Miteinander lachen aber auch weinen. Miteinander neue Wege gehen.

Welche Ideen haben Sie, welche Erinnerungen kommen Ihnen in den Kopf, welche Begebenheiten fallen Ihnen ein, wenn Sie dieses Bild sehen?

Schreiben Sie uns Ihre Geschichte! Wir freuen uns darauf.

Menschen am Start

Foto: F. Kahle-Nicolaides

93 und kein bisschen leise

Ich habe Waltraud D. über das Kunstprojekt BEZIEHUNGSNETZE kennengelernt. Die Frau hat mich beeindruckt:
Sehr belesen. Sehr energisch.  Mit viel Humor. -
Sie lebt seit einem Jahr im betreuten Wohnen und war sehr unglücklich
über den Verlust ihres alten Lebens. Seit dem Häkel-Projekt Beziehungsnetze (von dem sie sagte dass es ihr richtig fehle) häkelt sie und kann es selbst kaum glauben...
Hier in der Kirchengemeinde wurde der Frauenkreis eingestellt,
für die alten Damen ein zusätzlicher echter Verlust, nach und in dem Corona Elend.
Dann rief  Waltraud D. mich an.
"Ich habe jetzt auch ein Projekt. Ich habe wieder Lebensmut. "
Am 5.10.21 war der erste Themen Nachmittag. In ihrer Ein-Raum-Wohnung im betreuten Wohnen. Sie hat mich eingeladen. Texte. Gedichte. Gespräche. Lachen. Thema "FREUDE".
Ich bin bewegt und beschwingt nach Hause gegangen, in mein Leben.
Eine beeindruckende zauberhafte alte Frau. ...   
Friederike Kahle-Nicolaides    

Waltraud D. - 93 Jahre

Foto: F. Kahle-Nicolaides
Bild: Pixabay

Warum machen wir keine WG zusammen?

Meine Schwester war über Weihnachten bis Sylvester bei mir. Meine Schwester ist 87 und wohnt am Bodensee. Immer eine ganz schöne Strecke. Mein Mann ist vor 1,5 Jahren gestorben und meine Schwester lebt auch alleine. Ich habe das Glück, dass eine Tochter in der Nähe wohnt, meine Schwester nicht.

Alleine die Fahrt war ein Abenteuer für meine Schwester - 3x umsteigen. Aber wir haben gemerkt wie wir uns ergänzen beim zusammen Leben. Der eine kocht, der andere kauft ein und so weiter. Wir waren Abends nicht alleine (davor hat meine Schwester immer Angst), wir haben zusammen Musik gehört, sind spazieren gegangen und haben Spiele gespielt und uns sehr viel erzählt. Und haben uns super verstanden.

Da ist uns die Idee gekommen warum machen wir keine WG zusammen. Meine Wohnung ist groß genug um sie in zwei Wohnbereiche zu teilen, wo man sich dann aber trifft und gemeinsam essen etc. kann. Zu zweit alt werden ist besser als alleine! Obwohl alt sind wir beide schon.

Mit 83 und 87 Jahren beginnt für uns ein neuer Lebensabschnitt. Wir freuen uns drauf.

Irene M. aus Göttingen

Bild: Pixabay

Heraus aus dem Schneckenhaus

Schön, dass Du kommst und ich mal wieder jemanden zum Reden habe und die neusten Dorfneuheiten erfahre und was sonst noch so los ist. Was hast du denn da mitgebracht?

Ich habe ihr die Idee zu den #fragunsmal-Karten erzählt. Sie fängt an zu weinen und sagt: Ich habe mich so in mein Schneckenhaus zurückgezogen und das ist seit Corona noch schlimmer geworden. Ich vermisse meinen Seniorenkreis, zu dem bin ich ja wenigsten immer noch gegangen. Zur Kirche schaffe ich es körperlich nicht mehr, der Berg ist zu steil und ich habe Angst vor Corona. Ich merke, dass ich Corona und meine Krankheit oft als Ausrede nehme irgendetwas nicht zu machen oder abzusagen. Kann ich die Karten behalten damit ich mich bemühe aus meinem Schneckenhaus zu kommen?

Wir haben vereinbart das ich sie zu dem nächsten Gottesdienst in Reckershausen abhole. Und wir haben verabredet, dass sie ihre Freundin anruft und sich mit ihr verabredet zum Kaffee trinken und wenn sie Hilfe braucht ruft sie mich an.

Christiane

Bild: Pixabay

Wohin starten?

Wir sind am Start spricht mich nicht an.

Dies hat mit meiner aktuellen Lebenssituation zu tun. Nach dem Ende meiner Berufstätigkeit bin ich Rentnerin und will in eine freiberufliche Tätigkeit starten. Der gewünschte Start klappt aber nicht, zu einem großen Teil wegen der Pandemie. Das empfinde ich als Begrenzung, Einengung, Beschneidung. Es tauchen Gefühle auf wie Trauer, Ohnmacht, Wut, Resignation. Eine leise Hoffnung gibt es noch, dass ein Start in einer für mich stimmigen Form doch noch gelingt.

Der Begriff „Start“ regt mich zum Nachdenken und zum Überlegen an: Folgt vielleicht ein Start in ein anderes Modell? Sollte ich eine feste Vorstellung fahren lassen, Alternativen in Betracht ziehen, mich, wenn auch wehmütig, von einem großen Wunsch verabschieden? Auch andere Inhalte machen mich glücklich, mich mehr darauf fokussieren?

Wohin starten? Akzeptieren, dass ich in einer Übergangsphase bin, Zwiespältigkeit annehmen, darauf vertrauen, dass es viele Wege gibt, die Blickrichtung ändern.

Gerda H. aus Vachendorf

Bild: Pixabay

Vorsicht Falle - Alle Männer in Deckung!

Wie möchte ich sein, wenn ich alt bin? Auf keinen Fall wie meine Tante Ilse, Gott hab sie selig. Im vergangenen Jahr wäre sie 95 Jahre alt geworden, wenige Monate vorher ist sie verstorben. Tante Ilse selber und auch ihr Haus und Garten, waren immer das, was man anständig, akkurat und fehlerfrei nennen würde. Die Blumen im Garten standen in Reih und Glied, die Fenster waren stets geputzt, das Mittagessen pünktlich auf dem Tisch und Staub suchte man vergeblich in ihrem Zuhause. Keine Frage, es war schön bei Tante Ilse in Kindertagen. Wir haben zusammen Mau-Mau gespielt und wenn ich dort übernachtet habe kam der Kater mit ans Fußende des Bettes. Das gab es zuhause nicht. Ich glaube für den Kater (Tommi) wurden auch die einzigen Ausnahmen in punkto Reinlichkeit gemacht. Nach ihrem Tod im vergangenen Jahr haben wir in der Familie häufig über früher gesprochen. Mit meiner Cousine, Tante Ilses Tochter, und meinen eigenen Schwestern. Eine dieser Geschichten von früher, die meine Cousine erzählte, ist um die 30 Jahre her. Tante Ilse war damals auch schon 65 und im wohlverdienten Ruhestand. Sie war geschieden und demnach alleinstehend. Mit ihrer besten Freundin hat sie dann die Tageszeitungen nach Anzeigen von Männern durchforstet, die auf der Suche nach einer Partnerin waren. Nicht ernsthaft, nein sie haben sich einen Scherz daraus gemacht. Auf Anzeigen geantwortet, sich mit den Herren verabredet und dann den obligatorischen Blumenstrauß, der damals noch beim ersten Treffen überreicht wurde fröhlich entgegengenommen. Es hat nie ein zweites Treffen mit einem dieser Herren gegeben. Wenn der Strauß verwelkt war, wurde die nächste Anzeige gesichtet und der jeweilige Herr einbestellt. Und wieder standen frische Blumen in der Vase auf Tante Ilses Esstisch. Nachdem ich diese Geschichte von meiner Tante hörte, die ich immer als absolut konservativ wahrgenommen hatte und den heimlichen Spitznamen Frau Blitzblank trug, sich aber letztendlich in der 30 Jahre alten Version von Paarship oder Tinder rumgetrieben hat, sich mit ihrer Freundin kringelig gelacht hat – so möchte ich vielleicht doch werden.

Nicole G. aus Sehnde