Ich fühle mich oft wie frisch aus dem Ei geschlüpft, mit Schlaf, der mir die Augen verklebt. Ganz verspannt fühle ich mich, zu lang eingequetscht. Zittrig mache ich erste Schritte, taumelnd, müde. Alles ist grell und geht viel zu schnell. Wie gern würde ich zurück ins warme Dunkel, dorthin, wo ich allein bin, wo ich nichts leisten muss, nur wachsen und das geht von ganz allein. Stattdessen muss ich mich bewegen, auf die Welt zu, in die Welt hinein, denn sie wartet nicht, sie geht voraus und schnalzt, wenn ich zurückbleibe, mit der Zunge. Warte, möchte ich rufen, ich ruhe mich hier nur kurz aus. Ich möchte mich zusammenrollen wie meine Hündin, die ich wegen ihrer bevorzugten Haltung auch „Zimtschnecke“ nenne. Wie sie möchte ich einfach mal den ganzen Tag schlafen – wenn schon nicht jeden, dann zumindest hin und wieder, zwischendrin Kraft tanken. Und wie sie schläft: Schnarchend, tief, mit zuckenden Augenlidern träumt sie, wenn ich sie streichle, wacht sie nicht auf, rekelt sich nur wohlig meiner Hand entgegen. Seit ich denken kann, knirsche ich im Schlaf und gerade ist es besonders schlimm. Mein ganzes Gesicht tut weh davon und es zieht in den Nacken bis runter in den Rücken. Ich glaube, Entspannung ist eines der schwersten Dinge überhaupt, und ich hoffe sehr, dass ich es noch besser lerne. Vielleicht habe ich den richtigen Trick einfach noch nicht gefunden, vielleicht ist das, was mir fehlt, ein paar Gurkenscheiben, die ich mir einfach auf die Augenlider lege, die dann ihre kühle Frische in meinem ganzen Körper verteilen, die den Moment einfrieren. Und während ich das schreibe, bellt meine Hündin im Schlaf und ich denke: Vielleicht ist sie auch gar nicht so entspannt, wie sie aussieht.
Selene Mariani