Aus Hannovers Stadtbild ist er nicht wegzudenken: Der Kiosk um die Ecke, der Hungrige und Durstige bis spät in die Nacht mit Getränken und den nötigsten Lebensmitteln versorgt. Hannover hat eine der größten Kioskdichten Deutschlands und eine etablierte Kioskkultur. Doch der kleine bunte Laden ist mehr als nur ein Verkaufsort, dort finden Begegnung und Kommunikation statt. Zu Kiosk-Gesprächen lädt auch die neue Dialogreihe „Korken oder Drehverschluss“ des Hauses kirchlicher Dienste ein. Sie wird ab Dienstag, 5. Juli, einmal im Monat in „Gottfrieds FeinKiosk“ am Holzmarkt veranstaltet. „Wir laden jeweils zwei Experten ein, die zu Themen aus Wirtschaft und Arbeitswelt spannende Positionen vertreten“, sagt Laura Bekierman, Referentin im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt und Initiatorin der Reihe. Zum Auftakt am Dienstag, 5. Juli, um 18.30 Uhr sprechen Ralf Tyra, Direktor des Hauses kirchlicher Dienste, und Hüseyin Erhan, Inhaber des FeinKiosks, über das Thema „Kirche oder Kiosk – Wie viel Kirche steckt im Kiosk?“.
Für Erhan, Mitbegründer der Reihe, haben Kirche und Kiosk durchaus Gemeinsamkeiten. „Ein Kiosk ist ein offener einladender Ort“, sagt der 41-Jährige. „Und der biblischen Botschaft ähnlich sind hier alle Menschen gleich. Bei uns herrscht das Du, der Minister aus dem benachbarten Landtag steht neben dem Bauarbeiter, sie kaufen Getränke und Zigaretten und kommen ins Gespräch.“ Ein Kioskbesitzer sei auch oft so etwas wie ein Seelsorger, sagt er mit einem Schmunzeln. Gerade in der Corona-Zeit hat Erhan erlebt, wie wichtig sein Laden für seine Kundinnen und Kunden war. „Wir waren das einzige Lokal und Geschäft in der Altstadt, das offen hatte“, blickt er zurück. „Zeitweise standen bis zu 50 Menschen auf dem Platz vor dem Kiosk. Sie haben einen Ankerpunkt gesucht, ein Stück Normalität und den Kontakt zueinander, Bodenhaftung sozusagen.“ Erhan, der seinen Kiosk vor zwei Jahren gegründet hat, möchte mehr als nur Limo, Bier und Zigaretten verkaufen. In dem kleinen Laden, der über gemütliche Sitzmöbel und eine kleine Bühne verfügt, sollen Lesungen und kleine Events stattfinden. Erhan möchte damit auch einen „Ort für den gesellschaftlichen Austausch“ etablieren.
Austausch ist auch für Moderatorin Laura Bekierman das Stichwort für die neue Reihe. „Kirche geht dahin, wo die Menschen sind“, begründet sie die Wahl des Veranstaltungsortes. „Wir schaffen einen Rahmen für eine lockere Atmosphäre, denn es geht weniger um Kontroversen als darum, aus unterschiedlichen Positionen heraus zu gemeinsamen Perspektiven bei Zukunftsthemen zu kommen.“ Die Reihe ist vorerst bis Oktober geplant, weitere Themen könnten beispielsweise „Korken oder Drehverschluss - Bahn oder Auto“ oder „Korken oder Drehverschluss – Homeoffice oder Büro“ sein, kündigt die Wirtschaftsethikerin an. Zu dem lockeren Rahmen der Gespräche gehöre auch, dass sich Besucherinnen und Besucher mit ihren Fragen oder Positionen einbringen könnten. Auch nach der etwa einstündigen Veranstaltung sei das Publikum eingeladen, noch bei einem Getränk zusammenzusitzen. Eine Voranmeldung für den Abend in „Gottfrieds FeinKiosk“ am Holzmarkt 6 sei nicht erforderlich, teilte Bekierman weiter mit. Kurz vorher könnten sich Interessenten auf Instagram bei @feinkiosk und @kda_hannover über die neuen Themen informieren.