„Mit 80 ist noch lange nicht Schluß“ – unter diesem Titel fand am 6. Oktober ein digitaler Fachtag statt, der von der „Fachkonferenz für die Arbeit mit Älteren in den norddeutschen evangelischen Landeskirchen“ konzipiert und umgesetzt wurde. Knapp 70 Teilnehmende aus ganz Deutschland nahmen an der Veranstaltung teil. Mit Vorträgen von Oberkirchinrätin Petra Angela Ahrens vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover, Dr. Stefanie Wiloth vom Gerontologischen Institut in Heidelberg und Professorin Dr. Annelie Keil aus Bremen wurde das Themenfeld „Engagement im hohen Alter“ aus verschiedenen Perspektiven in den Blick genommen.
Eigens für die Veranstaltung hatte Ahrens eine Sonderauswertung des neuesten Freiwilligensurveys vorgenommen und berichtete von spannenden Daten, die Einblick in die Welt der Engagierten ab 80 Jahren offenbarten. Aktuell engagieren sich 21 Prozent der Menschen über 80 – Tendenz steigend. Ahrens schlussfolgerte, dass „wir gerade in der Kirche eine stärkere Aufmerksamkeit auf diese Generation brauchen“. Zu den Motiven für das Engagement im hohen Alter gehörten vor allem „Gemeinschaft“und „Wertschätzung“. Ahrens stellte heraus, dass es für ein Engagement von Menschen ab 80 Jahren klare Ansprechstellen geben muss, die über Engagementmöglichkeiten informieren. Auch konnten die Daten belegen, dass neben physischen Zugangsbarrieren vor allem Altersgrenzen ein Engagement verhinderten.
Wiloth hob in ihrem Vortrag hervor, dass „ältere Menschen eine unglaubliche Fähigkeit besitzen, mit Stressoren und Verlusten eigenständig gut umzugehen, obwohl sie aufgrund des Alters durchaus anfällig für Stressoren sind“. Ältere hätten zudem veränderte Lebensziele dahingehend, dass sie sich verstärkt für die Gestaltung der Welt statt ihrer eigenen Person einsetzen würden. Sie plädierte dafür, Rahmenbedingungen für ein Engagement zu schaffen, wo gegenseitiges Füreinander-Dasein möglich ist, aber „bitte immer zunächst einmal respektvoll miteinander zu reden und den Älteren zuzuhören, bevor man tätig wird“.
Der Begriff „Ehrenamt“ wurde von Professorin Keil kritisch beleuchtet. Unter anderem wollen ihr zufolge viele Ältere kein Ehrenamt, sondern einfach weiter arbeiten, Leben gestalten, sich gegenseitig Aufmerksamkeit schenken, „denn einem jeden ist Sozialität angeboren“. Sie schlug vor, eher von einem „Nebenamt“ zu sprechen wie es Albert Schweizer getan hat: „Schafft euch ein Nebenamt, ... ein unscheinbares, vielleicht ein geheimes Nebenamt. Tut die Augen auf und sucht, wo ein Mensch oder ein gutes Werk ein bisschen Zeit, ein bisschen Teilnahme, ein bisschen Gesellschaft, ein bisschen Arbeit eines Menschen braucht.“