Dürfen Männer Sex mit Frauen kaufen? Sollte Prostitution verboten werden? Ist Prostitution eine Arbeit wie jede andere? Gibt es ein ethisch vertretbares Sexgewerbe? Für viele Menschen ist es nicht einfach, zu diesen Fragen eine eigene Meinung zu bilden. Eine Gelegenheit dazu bietet der Fachtag zum Thema Prostitution am 30. Mai von 10 bis 16 Uhr im Raschplatz-Pavillon Hannover (Lister Meile 4), der vom Arbeitsfeld „Arbeit mit Frauen“ des Hauses kirchlicher Dienste der hannoverschen Landeskirche veranstaltet wird. „Das Ziel ist, die Vertreter*innen verschiedener, durchaus kontroverser, Positionen zu Wort kommen zu lassen, miteinander ins Gespräch zu bringen, um den Teilnehmenden zu helfen, ihre eigenen Positionen in dieser komplexen Thematik zu finden“, sagt Landesfrauenpastorin Susanne Paul.
„Warum beschäftigt sich Kirche mit diesem Thema?“, wurde Paul und die Mitorganisator*innen öfters bei der Vorbereitung des Fachtages gefragt. Dazu die Landesfrauenpastorin: „Bei diesem Thema geht es um Partizipation, um das Recht auf den eigenen Körper, um Frauen- und Männerbilder – kurzum: um vielfältige Gerechtigkeitsaspekte. Aus dieser Diskussion dürfen wir uns als Kirche nicht heraushalten.“
„Manche Frauen reklamieren für sich, dass sie selbstbestimmt ihren Körper für die Sexarbeit einsetzen. Andere sehen in der Prostitution die Kapitalisierung des weiblichen Körpers“, so Paul. In vielen Städten ist derzeit die „Initiative #RotlichtAus“ mit ihrem Kampf gegen Prostitution aktiv. Ihr Ziel sei es, „den Kauf von Sex zu kriminalisieren und die Freier unter Strafe zu stellen. Die Sexarbeiter*innen sollen dagegen straffrei bleiben.“ Der Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen, in dem Sexarbeiter*innen für ihre Arbeitsrechte kämpfen, sagt dazu: „Wir müssen nicht gerettet werden, wir brauchen Rechte für unsere Arbeit!“ Johanna Weber vom Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen spricht bei dem Fachtag um 10.15 Uhr, sie wird die Position verdeutlichen und für Diskussion zur Verfügung stehen.
Auch Felicitas Exner von der gemeinnützigen Organisation SOLWODI, die sich für die Rechte von ausländischen Frauen in Deutschland einsetzt, die Not und Gewalt erfahren haben – seien es Opfer von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und Prostitution, Zwangsheirat oder sonstiger Gewalt – nimmt am Fachtag teil.
Im Podiumsgespräch am Nachmittag (14 Uhr) bringt Matthias Lewandowski vom Verein basis & woge, einem gemeinnützigen Träger für soziale Dienstleistungen in Hamburg, die Position der Freier ins Gespräch und Johanna Thie, Referentin im Bereich „Hilfe für Frauen“, stellt die Position der Diakonie Deutschland zum Thema Sexarbeit zur Diskussion. Die Moderation übernimmt Landesfrauenpastorin Susanne Paul.