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Landesfrauenpastorin: Nicht aus dem Thema Prostitution heraushalten

Nachricht 30. Mai 2022
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Landespastorin Susanne Paul ist Gastgeberin der Fachtagung „Sex sells - das Geschäft mit dem Körper“ am 30. Mai. Foto: Heike Körber / HkD

Die hannoversche Landesfrauenpastorin Susanne Paul will in ihrer Landeskirche eine offenere Auseinandersetzung mit dem Thema Prostitution voranbringen. „Die kirchlichen Positionen dazu liegen teils weit auseinander“, sagte Paul im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Beim Thema Prostitution gehe es um Partizipation, um das Recht auf den eigenen Körper, um Frauen- und Männerbilder sowie um vielfältige Gerechtigkeitsaspekte. „Aus dieser Diskussion dürfen wir uns als Kirche nicht heraushalten“, betonte die evangelische Theologin.

Über Jahrhunderte hätte die Kirche mit einer leibfeindlichen Morallehre dazu beigetragen, Sexualität zu stigmatisieren. „Wir haben dadurch gewissermaßen eine Tabuzone gefördert, einen Graubereich, in dem die Prostitution gedeihen konnte“, erläuterte die Landesfrauenpastorin. Zwar sei eine Gesellschaft wünschenswert, „in der sich niemand Sex kaufen muss und in der kein Menschenhandel, keine Zwangsprostitution und keine Gewalt gegen Frauen existiert“, doch die Realität einer „unerlösten Welt“ sehe anders aus.

Zugleich gebe es Prostituierte, die sich selbst als Sexarbeiterinnen bezeichnen und betonten, dass sie ihrer Tätigkeit freiwillig und selbstbestimmt nachgingen. Eine solche Haltung sei zu respektieren, selbst, wenn man sie nicht nachvollziehen könne, sagte Paul: „Diese Frauen moralisch zu verurteilen, ihre Entscheidung für Sünde zu halten, bedeutet, ihre Würde und Selbstbestimmtheit zu verkennen“.

Die Landesfrauenpastorin forderte, dass mehr zum Schutz von Sexarbeiterinnen getan werden müsse: „Oberstes Ziel muss es sein, Gewalt und würdelose Arbeitsbedingungen zu verhindern.“ Zwar gebe es Gesetze, die Frauen vor Zwangsprostitution und Menschenhandel schützen sollen, doch in der Realität spiele sich Prostitution zumeist im Verborgenen und damit außerhalb rechtlicher Handhabe ab. Umso wichtiger sei es, dass sich die Freier verantwortlich zeigten und Verdachtsfälle von Gewalt oder Zwangsprostitution zur Anzeige brächten. Im Schweizer Kanton Basel habe sich durch eine entsprechende Kampagne mit dem Titel „Hast du Eier, Freier?“ die Zahl der Verdachtsmeldungen deutlich erhöht.

Paul ist Gastgeberin einer Fachtagung am Montag, 30. Mai in Hannover, auf der das Thema Prostitution unter dem Titel „Sex sells - Das Geschäft mit dem Körper“ aus verschiedenen Perspektiven erörtert werden soll. Eingeladen sind neben kirchlichen Vertretern unter anderem die Sexarbeiterin Johanna Weber vom Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen sowie Felicitas Exner von der gemeinnützigen Organisation Solwodi. Der Verein setzt sich für die Rechte von ausländischen Frauen in Deutschland ein, die Not und Gewalt erfahren haben, etwa durch Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung.

Evangelischer Pressedienst (epd), Landesdienst Niedersachsen-Bremen